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Mythos um das Dreieck:          

Fortsetzung: Atlantis - Legende oder historische Tatsache?

   In Nord - und Südamerika finden wir eine Reihe höchst eigenartiger Übereinstimmungen bei der Mehrzahl der Indianerstämme:
Ihren Legenden zufolge kamen sie aus dem Osten oder erhielten ihr zivilisatorisches Wissen und Können von Übermenschen, die von einem östlichen Kontinent stammten.
Die Azteken bewahrten sogar den Namen ihrer Urheimat - Aztlán, von dem die Bezeichnung Azteken abgeleitet ist. Im Nahuatl, der Sprache der Azteken, bedeutet atl "Wasser", und genau dasselbe Wort hat in der Sprache der Berber Nordafrikas dieselbe Bedeutung.

   Quetzalquoatl, der Gott der Azteken und anderer mexikanischer Volksstämme, soll ein weißer, bärtiger Mann gewesen sein, der über das Meer bis in das Tal von Mexiko kam und wieder nach Tlapallan zurückkehrte, nachdem er ihnen die Grundlagen der Zivilisation gebracht hatte.

   Die Quiché Maya bezeichnen in ihrem heiligen Buch Popol Vuh das "östliche Land", in dem sie einst lebten, als ein wahres Paradies, "in dem Weiße und Schwarze in Frieden zusammenlebten", bis der Gott Hurakán (Hurrikan) zornig wurde und die Erde überflutete.

   Als die spanischen Eroberer Venezuela erforschten, stießen sie auf eine Siedlung namens Atlán, in der weiße Indianer (zumindest hielten die Spanier sie dafür) lebten, die sagten, ihre Vorfahren seien einige der wenigen überlebenden Bewohner eines versunkenen Landes gewesen.

   Von all diesen linguistischen Übereinstimmungen finden wir die vielleicht bedeutsamste in unserer eigenen Sprache.
Atlantik, der Name des Ozeans, in dem wir schwimmen und den wir mit Schiffen befahren und mit Flugzeugen überfliegen, dieser Name ist möglicherweise ein unmittelbarer Hinweis auf die Legende von den goldenen Städten, die auf dem Meeresgrund ruhen.
Die Bezeichnung Atlantik leitet sich selbstverständlich von Atlas ab, dem Riesen der griechischen Mythologie, der den Himmel auf seinen Schultern trägt. Aber war der Atlas Mythos nicht selbst eine Allegorie der Macht und als solche vielleicht eine der Macht des atlantischen Imperiums?
Auf griechisch bedeutet Atlantis "Tochter des Atlas".

   Fast alle Rassen, Völker und Stämme mit schriftlichen oder mündlichen Überlieferungen haben Legenden über eine große Flut und den Untergang einer hochentwickelten Kultur.
Manche Forscher vertreten die Ansicht, dass die Ähnlichkeit zwischen unserem biblischen Bericht über die Sintflut und den Flutmythen der Sumerer, Babylonier, Assyrer und Perser sowie der übrigen Mittelmeervölker des Altertums auf die Erinnerung an eine große Flutkatastrophe im Mittleren Osten zurückzuführen sein mag.
Würde das jedoch die Flutlegenden der Skandinavier, der Chinesen, der Inder und eines Großteils der Indianerstämme der Neuen Welt sowohl in Nord - wie Südamerika erklären?

   Die Legenden von einer großen Flut erzählen immer wieder von Überlebenden, die auf den Ruinen der alten Welt eine neue errichteten.
Diese Legenden sind auf der ganzen Erde verbreitet und beziehen sich anscheinend auf ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis.

   Selbstverständlich ist zu bedenken, dass das Wasser nicht wieder hätte zurückweichen können, falls die gesamte Welt überflutet gewesen wäre.
Man kann folglich annehmen, dass die große Flut, von der die Überlebenden berichteten, jeweils eine bestimmte lokale Überschwemmung mit gleichzeitigen Regenfällen und klimatischen Störungen war, in deren Verlauf es zumindest den überlebenden so schien, als stünde die ganze Welt unter Wasser. Diese Erinnerung an eine globale Flutkatastrophe und die allgemeine Menschheitserinnerung an ein irdisches Paradies, das man sich meistens auf einer schönen, fruchtbaren Insel mitten im Atlantischen Ozean vorstellte, sowie die vielen Hinweise klassischer Autoren auf eine derartige Insel, haben die Menschen zu allen Zeiten fasziniert.
Die Gegner der Atlantis- Theorie halten dem entgegen, dass uns aus der Antike mehr Hinweise auf Atlantis überkommen sein müssten, als wir besitzen. Wenn man allerdings Umfang und Beschaffenheit der antiken Schriften berücksichtigt sowie die Möglichkeit, dass ständig neue gefunden werden können, muss man sich eigentlich wundern, dass wir überhaupt so viele Hinweise besitzen.
Wir wissen sogar, daß einige alte Berichte über Atlantis verlorengingen, da sich mehrere dieser Hinweise auf seitdem verschwundene ausführlichere Berichte beziehen.

   Abgesehen von der allgemeinen Vernichtung griechischer und römischer Manuskripte während der Barbareneinfälle wurde ein großer Teil der klassischen Literatur systematisch vernichtet, und das manchmal durch das Volk selbst, dessen geistiges Erbe sie war. So befahl zum Beispiel Papst Gregor, die klassische Literatur zu vernichten, "damit sie nicht die Gläubigen von der Kontemplation des Himmels abhalte".

   Amru, der muselmanische Eroberer von Alexandria, einer Stadt, welche die umfangreichste Bibliothek des Altertums besaß - über eine Million Werke insgesamt -, benutzte die klassischen Schriftrollen als Halbjahrs- Brennstoffvorrat für die Heizung der viertausend öffentlichen Bäder der Stadt.
Er begründete das folgendermaßen:
Falls die alten Schriften Wissen enthielten, das im Koran stünde, seien sie überflüssig, und falls sie etwas enthielten, was nicht im Koran stünde, so sei dieses Wissen für wahre Gläubige nicht von Nutzen.
Niemand weiß, welche Hinweise auf Atlantis vielleicht damals in den Badeheizöfen der arabischen Eroberer verschwanden, war Alexandria doch sowohl ein wissenschaftliches wie auch literarisches Zentrum des Altertums.

   Die spanischen Eroberer setzten diese Zerstörung alter Unterlagen fort, als Bischof Landa die gesamten Aufzeichnungen der Mayas, die er in Yucatán fand, vernichtete, mit Ausnahme von etwa sechs, die sich jetzt in europäischen Museen befinden.
Die Mayas hätten uns durch ihre noch lebendige Rückerinnerung an ihre Herkunft und ihre erstaunlichen wissenschaftlichen Kenntnisse wertvolle Auskünfte über den versunkenen Kontinent geben können und werden es vielleicht noch durch neue, bisher unentdeckte Funde tun.

   Wenn auch die alten Schriften verlorengegangen oder vernichtet worden sind, so fehlt es doch nicht an modernen Studien über Atlantis.
Über fünftausend Bücher und Broschüren sind in allen führenden Weltsprachen veröffentlicht worden, die meisten davon während der letzten hundertfünfzig Jahre. Allein die Zahl der diesem Thema gewidmeten Bücher beweist die Faszination, die das Geheimnis von Atlantis auf die Phantasie der Menschen ausübt.

   Als eine Gruppe von englischen Zeitungsleuten einmal über die aufsehenerregendste Nachrichtenmeldung abstimmte, die sie sich vorstellen konnte, lag das Wiederauftauchen von Atlantis mehrere Plätze vor der Wiederkunft Christi.

   Von den Tausenden Büchern, die in den vergangenen fünfzehnhundert Jahren geschrieben wurden, verdient ein Absatz aus einem Werk von Ignatius Donnelly (Atlantis - Myths of the Antedeluvian World, dt.:
Atlantis, die vorsintflutliche Welt, 1882) angeführt zu werden, da er in seiner komprimierten Form typisch ist für die feste Überzeugung so vieler Menschen, dass es tatsächlich einst jenen atlantischen Kontinent gab, die Wiege der menschlichen Kultur und Zivilisation. Donnelly stellt zu Beginn seines Buches dreizehn Behauptungen auf, die durch ihre Kühnheit, ihre Originalität und vor allem durch ihren Tenor fester Gewissheit auch heute noch bemerkenswert sind.


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