Wintermärchen

  1. Ich seh' Flocken fallen, vom Himmel hoch,
    in sanften Wiegen, leicht und gemach.
    Sie decken Wälder und Wiesen zu
    mit ihrer weißen Pracht.


  2. Der Schneemann, belebt von Kinderhand,
    hebt lachend seinen Stock.
    Ein Häschen hoppelt zu ihm heran,
    schaut mutig zu ihm hoch.


  3. "Ach Schneemann, du großer, starker Wicht,
    gib mir deine Nase jetzt.
    Siehst du nicht, dass ich hungern muss
    hältst du die Rübe fest?"


  4. Der Schneemann erbarmt sich des Häschen Leid
    und schüttelt seinen Schopf.
    Die Rübe fällt ihm aus dem Angesicht,
    dem Häschen fast auf den Kopf.


  5. "Dank dir lieber Schneemann, Dank.
    Du rettest das Leben mir.
    Der Winter ist so furchtbar kalt,
    ich will wärmen dich dafür."


  6. Der Schneemann lächelt von oben herab
    und brummt dem Häschen zu:
    "Die Wärme ist für dich angenehm,
    aber mir gibt die Kälte Ruh."


  7. "Zieh' weiter, mein Häschen, zieh weiter geschwind,
    such dir einen Schlafplatz zur Ruh'.
    Und träum von mir, deinem großen Freund.
    Die Sterne schauen dir zu."


  8. "Sie blinken herab in dunkler Nacht,
    und leuchten am Firmament.
    Sie schenken dir Träume, wie du sie magst,
    bis an dein Lebensend."
[ U. Fiedler, 1990 ]

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